lit.Cologne – Internationales Literaturfest 2015

​Literatur ins Museum gefallen

Literaturliebhaber nehmen viel in Kauf, wenn auch nur der leiseste Hauch von Büchern und Autorenlesungen durch eine Kleinstadt weht.
Aus der Ferne hörten wir von der lit.Cologne, doch was sich konkret dahinter verbirgt, war uns zunächst schleierhaft. Dennoch beschlossen wir uns auf die Reise nach Köln zu begeben. Am Samstagmorgen stiegen wir in den Zug in Richtung Köln. Dort angekommen, suchten wir das Informationszentrum für Touristen auf, die uns zwei Adressen gaben: Rheinschiff Energie und WDR. Bis zum Rhein ist der Weg vom Informationszentrum nicht weit und es wurde zu unserer ersten Anlaufstelle. Das Schiff war schnell gefunden, doch leider war alles verschlossen. Nun gut. Wir hatten noch eine zweite Adresse und schlenderten durch den Regen zum WDR. Beim WDR waren sie sehr hilfsbereit, konnten uns aber letztendlich auch nicht weiterhelfen. Unsere Fragen mussten auf Antworten warten, doch allmählich dämmerte uns, was die lit.Cologne sein könnte.

Die lit.Cologne 2015 fand vom 11.03. bis 21.03. statt. Autoren, Musiker, Politiker und Journalisten waren beteiligt. Zum Warmlaufen für das internationale Literaturfest konnte man sich am Montag, den 19.01. anhören, wie „Michel Houllebecq und Robert Dölle enthüllen ein Geheimnis“ im Schauspiel Köln-Mülheim.
Aus der Politik waren Joschka Fischer und Peer Steinbrück beteiligt. Während „Peer Steinbrück macht sich Sorgen“ am letzten Tag der lit.Cologne, sinnierten Joschka Fischer und Giovanni di Lorenzo über „Ach Europa!“ und über die Wiederbelebung des europäischen Einigungsprozesses.
Wie nah sich Literatur und Musik sind, zeigten Jürgen von der Lippe, der Balladen sang und Herbert Grönemeyer mit Michael Lentz, die sich über das Dichten im Allgemeinen und „Dauernd jetzt“ im Besonderen sich austauschten.

​Bekannte Gesichter aus Filmen

Schauspiel ohne Literatur und Literatur ohne Schauspiel ist undenkbar und dementsprechend haben sich einige namhafte Schauspieler am Literaturfestival beteiligt.
Senta Berger stellte gemeinsam mit dem Schriftsteller Roger Willemsen die katalanische Schriftstellerin Mercè Rodoreda vor, die vor allem durch „Auf der Plaça del Diamant“ bekannt ist.
Auf dem Festival war neben der Gegenwartsliteratur Platz für altbekannte Schriftsteller wie Charles Dickens. Aus seinen Werken las die Schauspielerin und Hörbuchsprecherin Katharina Thalbach gemeinsam mit Peter Kurth vor. Paul Ingendaay erstellte für diesen Abend auf dem Literaturschiff MS Rhein Energie die Konzeption.
Tatort-Kommissar Dietmar Bär und Antje Deistler stellten den Autor Leif GW Persson, der Professor für Kriminologie ist und lange Zeit als Profiler tätig war, vor. Leif GW Perssons Roman „Der glückliche Lügner“ war dabei Dreh- und Angelpunkt im AudiTorium in Köln-Ehrenfeld.
Iris Berben war sogar zweimal auf der lit.Cologne zu sehen. Das erste Mal am Sonntag, den 15.03. in der Philharmonie, wo sie gemeinsam mit Thomas Thieme und Kirsten Fuchs sowie mit der bekannten Moderatorin von „aspekte“ beim ZDF, Kattie Salié sich über die anarchische Kindheit in Büchern austauschten. Musikalisch begleitet wurde es von Joja Wendt. Drei Tage später war Iris Berben mit Lizzie Doron in Balloni Hallen in Köln-Ehrenfeld, um über die Entstehung besonderer Freundschaften wie im Nahostkonflikt Israel – Palästina zu diskutieren.
Wenn in Köln ein Literaturfestival stattfindet, dürfen Ureinwohner nicht fehlen und so diskutierten die Kölner Schauspielerin Mariele Millowitsch, Joachim Król, Suse Wächter, Ruth-Marie Kröger, Gerd Köster, Helmut Krumminga und Frank Hocker am Samstag, den 14.03. über „Das Herz der Kölner“, was einen echten Kölner ausmacht. Die Frage ob nun der Kölner warmherzig und liebenswert ist oder ob die Kölner „widerliche Fratzen mit riesigen Schnäuzern“ sind, wie Rolf Dieter Brinkmann sich mal äußerte, bleibt erhalten.
Das es einige Großstädtler aufs Land zieht ist es nicht ganz verwunderlich, dass die Schriftstellerin Anna Quindlen aus ihrem Roman „Ein Jahr auf dem Land“ vorlas, die Schauspielerin Suzanne von Borsody las die deutsche Übersetzung. Der Roman handelt über die Sehnsucht nach Ruhe und Entspannung auf dem Land. Durch den Abend am 16.03. führte Angela Spizig.

​Wortakrobaten

Zahlreiche renommierte Autoren waren auf der lit.Cologne, wie T. Coraghesssan Boyle. Sein letzter Roman „Hart auf hart“ erschien in Deutschland in diesem Jahr. Navid Kermani, der in Siegen aufwuchs und seit einigen Jahren in Köln lebt, der österreichische Autor Robert Seethaler, der mit dem Roman „Ein ganzes Leben“ Furore gemacht hat, der Grenzgänger Feridun Zaimoglu, der am 04.12.1964 in Bolu / Türkei geboren wurde und seit seinem ersten Lebensjahr in Deutschland lebt, Jan Weiler, der für seinen Humor über die Klischees über verschiedene Kulturen bekannt ist, wie in „Maria, ihm schmeckts nicht“ deutlich wurde, der dänische Krimiautor Jussi Adler-Olsen mit Peter Lomeyer unter der Moderation von Margarete von Schwarzkopf, Kolumnist der Süddeutschen Zeitung und Autor Axel Hacke, der Österreicher Heinrich Steinfest, der in Australien geboren wurde und neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller auch bildender Künstler ist, Michael Köhlmeier, der in den 1970er Jahren mit Hörspielen im österreichischen Rundfunk bekannt wird, Frank Schätzing, der unermüdlich auf die Meeresverschmutzung durch Plastik hinweist und aufklärt, Hanif Kureishi, der am 05.12.1954 in London geboren wurde und in diesem Jahr sein Roman „Das letzte Wort“ erschienen ist, der Schweizer Bestseller-Autor Martin Suter, Arno Geiger mit seinem neuen Roman „Selbstporträt mit Flusspferd“, Stephan Thome, ihm gelang 2009 mit seinem Roman „Grenzgang“ der Durchbruch und viele, viele andere.

​Essen und Liebe

Elke Heidenreich und Dennis Scheck sind als Literaturkritiker bekannt.
Dennis Scheck kann in der Sendung „Druckfrisch“ im ZDF bei seiner Kurzfassung der Bestseller-Liste deutliche Worte finden, wenn es darum geht, was er von den einzelnen Büchern hält. So einige Bücher landen bei ihm im Karton.
Elke Heidenreich hat die Sendung „lesen!“ im ZDF mit großen Erfolg moderiert bis es zum Eklat mit dem Sender kam, als Marcel Reich-Ranicki die Auszeichnung „Deutscher Fernsehpreis“ für sein Lebenswerk, dass von Thomas Gottschalk überreicht werden sollte, verweigerte. Für Elke Heidenreich waren die Argumente von Marcel Reich-Ranicki einleuchtend. Sie musste für die „Freiheit des Wortes“ ihren Stuhl räumen.
Seit der Zeit von Marcel Reich-Ranickis Literaturquartett gibt es Quartette in jeglicher Form. Dennis Scheck, Léa Linster, Jürgen Dollase und Dieter Müller bildeten am Montag, den 16.03. das kulinarische Quartett und sprachen unter dem Motto „Sag mir was du isst und ich sage dir, wer du bist.“
Für den Verleger Reinhold Joppich war es vom Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch nur ein Katzensprung zum Literaturschiff MS RheinEnergie. Auf diesem Schiff begeisterter er mit Elke Heidenreich das Publikum über die Wege und Stolpersteine der italienischen Liebe unter dem Motto „Amore, Amore“.

​Begegnung mit Kindern

An den Nachmittagen gab es Angebote für Kinder, unter anderem las Nasrin Siege aus ihrem neuen Kinderbuch „Die Spur des Elefanten“ und Willy Puchner aus seinem Bilderbuch „ABC der fantastischen Prinzen“.
Nasrin Siege las später aus „Ich kehre zurück, Dadabé“, wo es um den alltäglichen Überlebenskampf in Afrika, genauer auf Madagaskar in der Hauptstadt Antananarivo handelt.

​Zum Schluss

Als uns klar wurde, was die lit.Cologne ist und wir uns leider eingestehen mussten, dass wir zu spät davon erfahren haben, machten wir das Beste daraus und gingen ins Wallraff-Richartz-Museum. Literatur und Kunst inspirieren sich gegenseitig, wie man anhand der einzelnen Epochen und Strömungen erkennen kann, aber auch anhand einzelner Bilder, wie eine Künstlerin aus Siegen zeigt. Ihre Bilder entstehen zum Teil aus einzelnen Büchern wie „Der Komet“ von Hannes Stein, dass sich in der Malerei als „Die Tür zur Welt“ darstellt oder aus der Beschäftigung mit Literatur aus einem Land, wie Finnland, dass sich in „Yin und Yang auf finnisch“ ihre eigene Ausdrucksform findet. Manchmal entsteht ein Bild über den umgekehrten Weg. Die Künstlerin schreibt eine kurze Geschichte, dass Anlass zur Malerei für sie bietet wie in „Thron oder Mauerblümchen?“ dass sich im Bild „Machtstrukturen“ einen eigenen Weg findet.
Das ausgestellte Bild „La Gare de Perpignan (Der Bahnhof von Perpignan)“ von Salvador Dali zeigt unter anderem die Verarbeitung mit einer biblischen Aussage.
Wie die Sonderausstellung Sigmar Polke zeigt, hat er sich vor allem mithilfe moderner Kunst im Allgemeinen auseinandergesetzt und in irritierende, schwer nachvollziehbare theoretische Grundlagen in Kunst verwandelt.

Gegen 18 Uhr liefen wir am Dom vorbei, wo schon eine Menschenschlange darauf wartete, dass sich die Türen des Kölner Doms öffnen und sie die Veranstaltung „Woher und Wohin? Augustinus von Hippo und Albert Camus“ mit Maria Schrader und Matthias Brandt ab 19.30 Uhr beginnen sollte.

> Siehe auch (): Lit.Cologne  

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