„Kaspar ist Tod“ von Hans Arp

„weh unser guter kaspar ist tot wer trägt nun die brennende fahne im zopf wer dreht die kaffeemühle wer lockt das idyllische reh auf dem meer verwirrte er die schiffe mit dem wörtchen parapluie und die winde nannte er bienenvater weh weh weh unser guter kaspar ist tot heiliger bimbam kaspar ist tot die heufische klappern in den glocken wenn man seinen vornamen ausspricht darum seufze ich weiter kaspar kaspar kaspar warum bist du ein stern geworden oder eine kette aus wasser an einem heissen wirbelwind oder ein euter aus schwarzem licht oder ein durchsichtiger ziegel an der stöhnenden trommel des felsigen wesens jetzt vertrocknen unsre scheitel und sohlen und die feen liegen halbverkohlt auf den scheiterhaufen jetzt donnert hinter der sonne die schwarze kegelbahn und keiner zieht mehr die kompasse und die räder der schiebkarren auf wer isst nun mit der ratte am einsamen tisch wer verjagt den teufel wenn er die pferde verführen will wer erklärt uns die monogramme in den sternen seine büste wird die kamine aller wahrhaft edlen menschen zieren doch das ist kein trost und schnupftabak für einen totenkopf“1a

Zum ersten Mal tauchte dieses Stück 1919 in der Doppelnummer Dada 4-5 auf; doch dann wurde es immer wieder mal veröffentlicht aber mit Varianten wie zum Beispiel in Gedichtform.1b

Schriftsteller haben versucht, diesen Text zu interpretieren, wie Wolfdietrich Schnurre und Peter Härtling.1c Die beiden sind sich einig, dass es sich hierbei um eine Totenklage handelt, aber dann scheiden sich die Geister. Zum einen bereiten die verschiedenen Aussagen über den einen und den selben Gegenstand Schwierigkeiten, wobei dies nicht ganz nachvollziehbar ist, da es sich lediglich um Varianten handelt und keine grundsätzliche gegenteilige Aussage getroffen wird. Sehr viel Kopf zerbrechen hat der Kaspar verursacht. Man kann davon ausgehen, dass in erster Linie ein Soldat gemeint ist. Dafür spricht die Fahne und der Schnupftabak, dass in den damaligen Kriegen, vor allem im Ersten Weltkrieg eine Utensil war, den so ziemlich jeder Soldat bei sich trug. Es kann an dieser Stelle nicht abschließend geklärt werden, weshalb Hans Arp sich für den Namen Kaspar entschieden hat. Man kann aber davon ausgehen, dass verschiedene Gedankengänge ihn dazu gebracht haben, sich so zu entscheiden. Ein Kaspar ist im westeuropäischen Sprachraum eher so etwas wie eine geistvolle Witzfigur und so werden sich auch viele Soldaten vorgekommen sein. Auch wenn der Text zunächst an einigen Stellen unsinnig erscheint, so entpuppt sich der bei näherer Betrachtung als würde ein Mensch angesichts dessen erstarren, als würde er kaum noch Worte dafür finden, als würde jemand verzweifelt den Tod eines Menschen verstehen, begreifen wollen.

> Weitere Infos zur Grafik (): Dada-Fachwerk mit Hans Arp

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Quellenangabe:

1a bis 1c: Vgl. Reinhard Döhl (): Hans Arp: „Kaspar ist tot“. Beispiel einer ‚Parodie‘, zuletzt besucht am 06.06.2016